Design für Büro- und Geschäftsräume
Zukunftstrends der Bürogestaltung
Das Büro des 21. Jahrhunderts bedarf einer umfassenden Neustrukturierung dessen, was ein Büro bisher ausmachte. Zu den vorrangigen Zielen der Bürogestaltung der Zukunft gehören Hervorhebung und Differenzierung eines Unternehmens innerhalb eines globalen Marktes im Sinne einer Corporate Identity. Die visuelle Identifizierung steht dabei im Vordergrund.
Nicht nur das zu vermarktende Produkt oder die angebotene Dienstleistung ist auf ein charakteristisches „Alleinstellungsmerkmal“ angewiesen, sondern das ganze Unternehmen muss sich in seiner Außenwirkung und seinen innerbetrieblichen Prozessen von Marktkonkurrenten deutlich abheben.
Ein unverwechselbares Corporate Design für Büro-und Arbeitsräume spielt bei diesem Individualisierungsprozess eine maßgebliche Rolle.
Global zeichnen sich in der Raum-und Möbelgestaltung übereinstimmend einige aktuelle Trends ab, deren spezifische Gestaltungsansätze mit Begriffen wie „narrativ“, „nodal“ oder „nomadisch“ charakterisiert oder mit Termini wie „hoteling“ oder „moteling“ belegt werden.
Gibt ein Büro-Interieur Auskunft über Produkte, Ziele, Arbeitsabläufe eines Unternehmens und „erzählt“ dessen Geschichte und Entwicklung, dann wird dieses Gestaltungsprinzip „narrativ“ genannt. Die meisten großen Firmen bevorzugen derzeit für ihre Firmenräume diese narrativen Elemente für ein wirksames Corporate Design.
Der „nodale“ oder „nomadische“ (auch „hoteling“ genannte) Bürotyp stellt einen zentralen Knotenpunkt zwischen geographisch verstreuten Arbeitsplätzen dar und ist auf die Bedürfnisse ständig reisender Mitarbeiter umfassend eingerichtet – mit im Voraus reservierbaren Einzel- oder Konferenztischen, technischem Equipment, Schließfächern, persönlichem Service etc. Der moderne Bürodesigner muss diese neue Art der Mobilität in seiner Planung berücksichtigen.
Die gegenwärtigen Entwicklungstendenzen in der Bürogestaltung sind adäquate Antworten auf folgende Tatsachen:
Im digitalen Zeitalter wird immer weniger Personal gebraucht, die permanente Anwesenheit von Mitarbeitern ist nicht mehr nötig, die Arbeitszeiten werden flexibel, die Arbeitsorte wechseln.
Die neuen Designkonzepte werden meist nicht ausschließlich realisiert sondern überschneiden sich, mischen nach Bedarf signifikante Details aus mehreren Trends.
Allen modernen, zukunftsorientierten Konzepten gemeinsam ist jedoch die entschiedene Aufwertung der Aspekte: Flexibilität, Mobilität, Transparenz, Kooperation, Kommunikation, Interaktion.
Diese Forderungen gelten nicht nur für das Design von Räumen und Ausstattung, sondern sind auch für Geschäftsprozesse und personalpolitische Entscheidungen richtungweisend.
Der moderne Bürodesigner bezieht in seine Gestaltungsideen also auch wichtige andere Faktoren einer erfolgreichen Unternehmensführung wie Mitarbeiterbindung, Arbeitsatmosphäre, Arbeitsmotivation etc. mit ein.
In unserer globalisierten Welt verschärft sich die Konkurrenz um Fachkräfte und Spezialisten, besonders, wenn es um die Realisierung und Etablierung innovativer Projekte auf internationaler Ebene geht.
Damit wächst die Notwendigkeit, Firmenmitarbeitern ein möglich „attraktives“, anregendes Arbeitsumfeld zu bieten.
Modernes Bürodesign zeigt (international weitgehend übereinstimmend) folgende Merkmale:
Sterile, konforme, graue Bürocontainer haben ausgedient. Phantasievolle, markante, farbige Raumgestaltungsmodelle mit modernen, zweckorientierten Interieurs und individuell konzipierten Arbeitsplätzen treten an ihre Stelle.
Die immaterielle Produktionsweise des IT-Zeitalters lässt die Büros immer weniger nach Arbeit aussehen.
Arbeitsgeräte werden immer kleiner, drahtlose Netzwerke machen Bodentanks und dicke Kabelstränge überflüssig.
Kleine „ Bürokabinen“ gehören der Vergangenheit an – „Open Environment“ heißt das neue innenarchitektonische Gestaltungsziel.
Mitarbeiter (selbst Abteilungsleiter) sitzen nicht mehr in abgetrennten Einzelzimmern sondern in offenen, weiten Räumen- mit Blickkontakt zueinander.
Schreibtische sind bewegliche (rollbare) Segmente, die sich, je nach Bedarf, zu größeren (teamwork-förderlichen) Arbeitsflächen zusammen setzen und wieder in einzelne „Module“ trennen lassen.
Eine benutzerfreundliche und wenig raumfordernde Schreibtischvariante ist eine Art Stehpult (`sit-stand`), das mehrere Arbeitspositionen erlaubt und allen ergonomischen Anforderungen entspricht.
Diese multifunktionalen Möbelsysteme sind platzsparend, ökonomisch und fördern die Flexibilität der Mitarbeiter.
Die optimierte Raumausnutzung verhindert unbesetzte Arbeitsplätze und leer stehende, teure Büroflächen.
Die wenigen Trennungswände innerhalb der offenen Büroflächen sind aus Glas, lassen den Blick auf das große Ganze zu und suggerieren das Gefühl von Transparenz – auf allen Ebenen (auch in den übergeordneten Entscheidungsprozessen).
Durch Jalousien können, nötigenfalls, eine gewisse Abgeschirmtheit und Intimität hergestellt werden.
Innerhalb der Arbeitsorganisation gewinnen flache Hierarchien und eigenverantwortliches Handeln an Bedeutung.
Solche neuen Arbeitsstrukturen brauchen ein hohes Maß an Kommunikation und Kooperation. Effiziente und produktive Interaktionen zwischen Mitarbeitern entwickeln sich am besten in einer anregenden Umgebung mit „Wohlfühl-Atmosphäre“.
Daher richten sich Phantasie und Kreativität der Designer verstärkt auf die Gestaltung der Gemeinschaftsräume, d.h. auf großzügig anzulegende „Communication Rooms“, „ Recreation Areas“ oder „Lounges“.
Diese Rückzugsräume werden mit allen nur vorstellbaren Annehmlichkeiten ausgestattet, die gestresste Mitarbeiter vergessen lassen, dass sie einen Großteil ihrer Lebenszeit an ihrem Arbeitsplatz verbringen müssen.
Man kann sich auf bequemem Sofas oder Sesseln ausstrecken, einen Latte macchiato oder kleinen Snack genießen, im schummrigen Licht eines Zelts meditieren, im Ufo oder Strandkorb „informelle“ Gespräche führen - mit Blick auf mannshohe, exotische Pflanzen oder Wasserfälle.
Die kühle Ästhetik ehemaliger Erholungsräume weicht idyllischen Natur-Settings, mit warmen Farben und natürlichen Materialien.
Zur aktiven Entspannung findet man in diesen Räumen nicht selten Sportgeräte wie Tischkicker, Miniatur-Golfanlagen, Abschlagplätze, Kletterwände, Schaukeln.
Wenn Freizeitaktivitäten in den Beruf integriert werden können, fallen zu leistende Überstunden weniger ins Gewicht, die Motivation für die Arbeit erhöht sich, die emotionale Bindung an die Firma verfestigt sich.
Professionelle Büro-Designer wissen, dass die Zufriedenheit der Mitarbeiter entscheidend für den Erfolg eines Unternehmens ist und beziehen solche kulturanthropologischen Erkenntnisse in ihre Designkonzepte mit ein. Sie verbinden „Hightech“ mit „Wohlfühlen“.
Das Gestalten von Büro-oder Geschäftsräumen ist und bleibt ein dynamischer Prozess. Gesellschaftspolitische Entwicklungen, Märkte, Business-Strategien,
ökologische und ökonomische Bedingungen sind einem schnellen Wandel unterworfen. Ein Ende des Technologie-Booms ist nicht abzusehen.
Funktionierende Designkonzepte können nur auf der Basis einer gründlichen Analyse und Einbeziehung all dieser Faktoren entstehen und müssen sich immer wieder rasant den neuesten Entwicklungen anpassen.